CycleDays

Abschluss der Aktion Stadtradeln im Landkreis Böblingen

Planung im Vorfeld

Die jährliche Spezi fand ja in diesem Jahr zum ersten Mal in Lauchringen statt. Mehr dazu findet sich auf der entsprechenden Internet-Seite www.spezialradmesse.de Dort werden viele Beziehungen geknüpft. U.a. entstand eine Idee, bei der ich mich gerne einbrachte: Herr Frérot, im Landratsamt Böblingen der Verantwortliche für den Bereich Radfahren, hatte Herrn Viebach angefragt, ob es möglich wäre, das Pedilio auf den CycleDays auszustellen. Diese Anfrage hat Herr Viebach an mich weitergeben, da Böblingen ja für mich in Fahrradentfernung ist. Außerdem schickte er mir einen Schwung der aktuellen Flyer und die Information, dass es noch möglich ist, für das bald anstehende Fertigungslos von 20-25 Exemplaren das persönliche Interesse zu signalisieren. Die Hürde für zukünftige Pedilio-Fahrer.innen ist gleichzeitig schon etwas höher:

  • es braucht Geduld - man muss ca. 1 Jahr warten, bis die Teile gefertigt sind
  • es kostet auch einiges - ca 14.5 Tsd € könnte ich als Richtwert weitergeben.

Außerdem war Herr Urban von spezialrad-suedwest.de mit weiteren Rädern auf den CycleDays dabei, so dass einige alternative Konzepte im Bereich des Radfahrens für Teilnehmende sichtbar werden konnten und diese auch für eine kurze Probefahrt zur Verfügung standen.

Nach einem Telefonat mit Herrn Frérot, um zu klären, dass ich ja keine direkten Verkaufsabsichten habe, und trotzdem Versicherungsmodalitäten klären muss, falls bei einer Probefahrt etwas passiert, war klar, ich bin dabei.

Anreise

Das Wetter war an diesem Samstag günstig, nicht zu warm und gleichzeitig doch etwas sonnig. Morgens packte ich also mein Kwiggle, ein Faltrad der Ultrakompaktklasse, zusammengefaltet in den Kofferraum meines Pedilio und fuhr los. Nach gut 75 Minuten war das Ziel erreicht. Vorher passierte ich noch eine Zählstation für Radfahrer an einem Teilstück eines Radschnellweges, der gerade ausgebaut wird, und im günstigsten Fall später vielleicht 5 Minuten an Fahrzeit sparen lässt. 108 waren an diesem Tag schon hier (zwischen Ehningen und Böblingen) vorbei gekommen.

Erfahrungen mit den Besuchern der Cycledays

Nach einer freundlichen Einweisung durch Herrn Frérot, der auch dafür sorgte, dass ich einige Vordrucke des Standes von Fahrrad-hoss zur Klärung der Haftung bei den Probefahrten nutzen konnte, kamen auch bald die ersten Interessent.innen.

Das Pedilio, in die Sonne gestellt, damit die Energie der Hinfahrt möglichst wieder eingespeist wurde, zog natürlich einige Blicke auf sich. Meist musste ich diese Personen konkreter ansprechen, ob sie mehr von diesem Fahrrad wissen wollten.

Pedilio auf den CyleDays mit Kwiggle im Hintergrund

Die Formensprache des Pedilio kommt an - sich trauen, im Pedilio Platz zu nehmen, fiel am Anfang den meisten schwer. Das wurde im Laufe des Tages entspannter. Da hat sicher auch geholfen, unterschiedliche Menschen zu beobachten, die eine kleine Proberunde unternahmen.

Beim Pedilio muss ja nur der Sitz verstellt werden, wenn eine Person mit anderer Körpergröße damit fahren will. Beim Kwiggle ist das Einstellen etwas schwieriger, daher hatte ich ursprünglich gar nicht vor, es auch für Probefahrten an Interessierte weiter zu geben. Eine Ausnahme gab es, ein Mann, ähnlich groß wie ich, war ganz begeistert, ein Kwiggle zu sehen. Er hatte es schon im Internet gesehen gehabt, und wollte es mal Probefahren und kam richtig schnell mit dieser etwas anderen Weise der Fortbewegung zurecht.

O-töne der Bemerkungen von Interessierten, die in ein weiteres Gespräch führten

  • Das sieht ja richtig cool aus.
  • Wie schnell kann man damit fahren?
  • Kann ich damit auf Fahrradwegen fahren?
  • Muss man auf Fahrradwegen fahren?
  • Wieviel kann ich da zuladen?
  • Was bringen die Solarzellen?
  • Gibt es auch Seitentüren für den Winter oder für Regen?
  • Wie teuer ist so ein Teil?

Konzept Pedelec

Das Pedilio wird ja - i.d.R. als Pedelec konfiguriert - genutzt werden. D.h. bis 25 km/h kann der Motor unterstützen, schneller geht es nur mit Muskelkraft, bzw. bergab.

Wenn das Gespräch über die Geschwindigkeit etwas länger ging, wurde den meisten klarer, dass die Spitzengeschwindigkeit in diesem Zusammenhang nicht die entscheidende Größe ist. Für die Nutzung solcher Fahrzeuge ist ja eher die erreichbare Durchschnittsgeschwindigkeit ausschlaggebend. Hier entsteht durch die Unterstützung als Pedelec ein Niveau, welches für den Nahverkehr das Konzept interessant macht.

Die innerörtliche Geschwindigkeit profitiert davon, dass man damit angemessen breite Radwege nutzen kann, wenig Parkprobleme hat - als Fahrrad darf man es fast überall abstellen, wo es nicht wirklich im Weg steht. Zuladung ist dann auch ein Thema - gerade wenn der wöchentliche Einkauf in den Blick kommt.

Konzept Solarvelomobil

Als Leichtbaufahrzeug - das Pedilio wiegt ca. 70kg - und mit guten Fahreigenschaften hatte ich z.B. während der Challenge ,,Stadtradeln’’, an deren Abschluss die CycleDays stattfanden, pro km 7,5 W/h an Unterstützung gebraucht.

Wenn die Sonne die Solarzellen richtig bescheint, werden über 90 Watt in die Batterie eingespeist. Pro Stunde solch guter Sonnenunterstützung sind also gut 10 km Reichweite möglich. Für diesen Ausflug zu den CycleDays bedeutete das: Ich war mit fast voller Batterie gestartet und als ich am Abend wieder zurück fuhr, war die Batterie wieder ziemlich voll. Auch wenn einige Wolken ab und zu am Himmel waren, gab es doch genügend Energie an diesem Tag für die 30 km, die als einfache Wegstrecke angefallen waren.

Konzept Offenes Velomobil

Den Interessierten fiel der einfache Einstieg in das Pedilio auf, durch die offenen Seiten ist der Sitz gut zugänglich. Themen, wie Seitenwindempfindlichkeit oder auch das Beschlagen der Frontscheibe kamen dann erst in den Blick, als man zusammen mit den Fragenden über die Auswirkungen dieser Designentscheidung sprach.

Fahrradmobilität fördert Spezialfahrzeuge

Viele der Gesprächspartner.innen haben mehr als ein Fahrrad im Gebrauch. Das ist dann auch der Anknüpfungspunkt für einen Ausblick auf das Kwiggle, welches eine weitergehende Nutzung von Bus und Bahn ermöglicht, da es eine Option für die letzte Meile bietet.

Das war eine Brücke für die Räder, die Urban-Fahrradbau mitgebracht hatte. Denn das Pedilio ist ja auf eine Person hin entworfen. Was kann man machen, wenn man zu 2en fahren will, wurde öfter gefragt und dann konnte ich dorthin vermitteln und manche trauten sich auf dem Strada-Tandem eine Runde zu fahren. Persönlich nutze ich ein solches Tandem regelmäßig - während der Challenge ,,Stadtradeln’’ kamen ungefähr 200km auf dem Pedilio und 160km auf dem Tandem zusammen. So ein Tandem ist dann auch nutzbar für schwere Lastentransporte, dazu gibt es ja einen weiteren Artikel in diesem Blog.

Junge Männer, die mit E-Mountain-Bikes vorbei kamen, fanden das Pedilio auch cool, aber für ihr Interesse am Sport mit dem Rad war klar, passt es nicht. Ähnlich ist es mit manchen, die so wohnen, dass es schwierig ist, so ein Leichtfahrzeug mit teurer Technik geschützt unterzustellen. Und die Garage nicht mehr für das Auto zu nutzen, sondern auf solche Fahrzeuge umzusatteln, dazu braucht es noch etwas Zeit und Impulse, wie diese CycleDays.

Anliegen Fahrrad-Kultur

In diesem Sinn vielen Dank an das Landratsamt Böblingen mit Herrn Frérot, die sich für diese Aktion eingebracht haben. Unterschiedliche Gespräche zeigten, viele sind da unterwegs, müssen immer wieder merken, sie sind nicht allein. Auf unterschiedlichen Wegen versuchen sie, die nötigen Veränderungen in unserer Alltagskultur auf den Weg zu bringen, im Wissen, dass es für das Auto einen neuen Platz bei den Menschen braucht, etwas weniger als Statussymbol. Dann kann neuer Platz in den Städten entstehen, der u.a. den Radfahrenden zu Gute kommen wird.

Auf der Rückfahrt zeigte der Zähler dann, dass an diesem Tag fast 420 weitere Radfahrer diesen Punkt passiert hatten.